Ein ¨Pauli¨
Kohlenbrandschwarz hebt die Nacht sich aus dem feuchten Grunde,
Schwingt und breitet ihren Schleier weit um in die Runde,
Aeugt dem See entlang, und sieh, Licht um Licht ersprüht
Atmet, und durchs Schilf es fein, wie von Geigen, zieht !
Lächelt leis und lenkt die Schritte durch die Bodenreben
Bergwärts, wo die alten Giebel ob den Halden kleben;
Kriecht aufs Rathaus, wo es gelb aus dem Scheibchen blinkt,
Wo`s wie uralt ¨Lied vom Wein¨und von Gläsern klingt.
Stolz sitzt da der Burger Sippe, straff die braunen Nacken,
Feierlich leert Glas um Glas sich: Ohren glühn und Backen.
Ha, wie solch ein Schlossbergwein durch die Kehle rinnt,
Lind und prickelnd, wie ein Kuss von dem liebsten Kind…
Dicker wird der Tabaksnebel. Weindunst aller Enden !
Graue Schwaden um die Häupter ringeln sich und wenden.
Von des heil`gen Paulus`Bild an der Wappenwand
Nicht die Spur mehr - alles trüb, grau in grau gebannt…
Da und dort schrillt Hahnenkrähen fernher aus den Tiefen.
Hie und da sägt leises Schnarchen, als ob manche schliefen.
Irgend jemand löscht das Licht, öffnet Scheib`und Tor;
Feuchtkalt flutet Nebel ein; und man schreckt empor…
Fernzu hallt`s von schweren Tritten über alte Stufen,
Von erregtem Disputieren, Schlüsselklirren, Rufen…
Endlich Stille !… Nur vom Schloss springt ein Jutz noch los,
Sinkt - ein letzter Pauligruss – in des Sees Schoss…
Annahme:
Text von Robert Scheurer 1940